Immer wieder eine Freude: Einen neuen Coming-of-Age-Roman zu entdecken. Das Erwachsenwerden, das ja eigentlich nie aufhört, zählt für mich zum Spannendsten, was die Literatur und das Leben per se zu bieten haben. Protagonisten auf der Suche nach der eigenen Identität zu begleiten, ist nicht selten auch ein Selbstfindungs- und Selbsterkenntnisprozess, der inspiriert, ja sogar motiviert, sich mit dem eigenen Sein, dem gewählten Lebensweg auseinanderzusetzen. Nicht selten sind die Helden Außenseiter, die sich ihren Platz in der Welt über einen mühsamen, steinigen Weg erkämpfen und dabei ihre Persönlichkeit formen. Es geht um Dinge, die uns alle einmal beschäftigt haben und immer noch beschäftigen. Allen voran die Frage: Was ist dieses “Erste” im Leben, das uns alle bis ins Alter als Erinnerung begleitet? Ich habe am Wochenende im Buchgeschäft eine Neuentdeckung gemacht, die mich jetzt zu Beginn des Monats als Lektüre vereinnahmen wird. Nicht zuletzt aus Begeisterung für die Outer Banks in North Carolina und einer gleichnamigen Serie auf Netflix, die ihr einfach als lockere Unterhaltung und Kontrastprogramm gesehen haben müsst. Aber zurück zu meiner Coming-Of-Age-Leseempfehlung für euch.
The Goldfinch, Donna Tartt
dt. Titel: Der Distelfink.
Ein kleiner Wälzer, der im ersten Moment abschreckt, sich aber trotzdem atemberaubend schnell liest. Einer meiner liebsten Romane aller Zeiten handelt von Theo, der bei einem Terrorakt in New York relativ jung seine Mutter verliert. Was ihm bleibt, ist ein gestohlenes Gemälde und der harte Weg des Erwachsenwerdens, geprägt von Kriminalität & Drogenabhängigkeit, beeinflusst von Weggefährten unterschiedlicher sozialer Milieus. Was wie eine brutale Geschichte klingt, ist so unendlich zart und leichtfüßig geschrieben, wie die jugendliche Unbeholfenheit des Protagonisten selbst.
Auerhaus, Bov Bjerg
Ein wunderschönes Buch übers Erwachsenwerden mit einer fast schon zauberhaft-verspielten Note. Luftig im Ausdruck, dynamischer Schreibstil: Im Mittelpunkt eine wilde WG und ein unbeschwerter Sommer einiger Oberstufenschüler am Sprung weg von der Jugendlichkeit. Mittelpunkt der Erzählung ist der melancholische Frieder, der versucht hat sich umzubringen und eine Bande von Freunden, die ihn mit der Gründung einer Wohngemeinschaft über den Berg retten. Angesiedelt ist der Roman in einer westdeutschen Provinz der 80er-Jahre, die Figuren erleben Zeit freier, eine Zeit, in der vieles noch einfacher erscheint. So, als könnten die Träumereien der Jugendlichen für einen Sommer Wirklichkeit werden.
#newin: Where the Crawdads sing, Delia Owen
dt. Titel: Der Gesang der Flusskrebse
Der Roman von Delia Owen ist über Nacht zum Instant-Hit geworden, so habe ich im Nachhinein gelesen. Gekauft habe ich das Buch intuitiv, spontan wegen der spannend anmutenden Geschichte der verwilderten Kya, die allein auf sich gestellt ihre Bestimmung findet, und zwar in der von Naturgewalten geprägten Umgebung der Outer Banks, North Carolina. Und ja, ich balanciere ständig auf den Buchrücken herum und lasse mich dabei inspirieren. Eine Geschichte über das Frausein und Frauwerden im Einklang mit der Natur. Ich werde euch auf jedem Fall auf dem Laufenden halten, wie mir der Roman gefällt.
Links gibt es heute nicht zu den Büchern – denkt an eure Regio-Buchhändler – sie freuen sich, wieder eure (maskierten) Gesichter zu sehen. In Graz mag ich Moser, Büchersegler und den Uni-Buchladen.
Anzeigen wegen Markennennung.